Akzente
Projekt „Akzente“: Großer Lerneffekt für Migranten und Lehrer

Am Ende kam ein bisschen Wehmut auf. Denn der Dienstag markierte für mehr als 20 junge Migranten den Abschluss des Projektes „Akzente“. 18 Jahre ist es her, dass die Käthe-Kollwitz-Schule und das Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft der RWTH Aachen unter diesem Titel ihre Kooperation begründet haben.
Anlass war damals die Eröffnung der ersten Internationalen Förderklasse (IFK) an dem heute städteregionalen Berufskolleg. Und Ziel die noch bessere Vermittlung der deutschen Sprache, die für die Integration und die Lebensperspektive der Flüchtlinge von so großer Bedeutung ist.
An dem Angebot hat sich in fast zwei Jahrzehnten nicht viel geändert – ganz im Gegensatz zur Nachfrage. Mittlerweile gibt es in der Städteregion 34 Internationale Förderklassen. Drei davon allein an der Käthe-Kollwitz-Schule in der Aachener Bayernallee, wo bald sogar eine vierte hinzukommen wird. Außerdem können Migranten dort in der sogenannten Berufsfachschule innerhalb von zwei Jahren den mittleren Schulabschluss (Fachoberschulreife) erlangen.
Für Björn Meißner und seine Studenten bedeutet das Projekt „Akzente“ jede Menge Arbeit und große Herausforderungen. „Die Gruppe ist sehr heterogen. Im Grunde müsste man für jeden Teilnehmer ein eigenes Konzept erstellen“, berichtet der Diplom-Sprechwissenschaftler, der als wissenschaftlicher Angestellter an der RWTH tätig ist. Eine derart individuelle Förderung sei jedoch nicht zu leisten. „Aber dank der vielen teilnehmenden Studierenden können wir immerhin in Kleingruppen arbeiten.“
Davon profitieren nicht nur die Migranten, die ihre Sprachkenntnisse verbessern können. „Für die Studenten ergibt sich die schöne Möglichkeit, früh mit der Praxis und dem Schulbetrieb in Berührung zu kommen und sich in ganz kleinem Rahmen auszuprobieren“, nennt Meißner einen weiteren Aspekt. Fast alle sind sie Lehramtsstudenten und deshalb für einen Markt interessant, der derzeit händeringend nach qualifizierten Kräften für die Vermittlung von Deutsch als Fremdsprache sucht. „Der Unterricht mit Muttersprachlern stellt für Deutschlehrer natürlich kein Problem dar. Aber der phonetische Spracherwerb ist ein noch ziemlich unbekanntes Feld“, weiß der Dozent.
Auf dem üben sich Studierende und Lernende an der Käthe-Kollwitz-Schule gleichermaßen. Das Aussprachetraining kann gerade am Anfang durchaus mit Hemmungen und auch Frustration verbunden sein. Damit die Motivation dennoch hoch bleibt und der Spaß nicht zu kurz kommt, wählt Björn Meißner immer wieder auch unkonventionelle Methoden. Da werden beispielsweise Bälle im Kreis geworfen, wenn es gilt, sich Wörter auszudenken, oder – wie am Dienstag geschehen – Vokale in Luftballons gesprochen.
Akzente - Eine Zusammenarbeit mit der RWTH
Das Projekt „Akzente“ ist ein laufendes Sprachförderprojekt am Berufskolleg Käthe-Kollwitz-Schule in Kooperation mit dem Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaften der RWTH Aachen.
Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern der Sprachförderklassen, Internationale Förderklasse (IFK) und Berufsfachschule mit dem Schwerpunkt Sprachförderung, eine individuelle, d.h. auf die jeweilige Muttersprache abgestimmte Ausspracheschulung zu ermöglichen.
Die deutsche Sprache gut zu beherrschen, ist eine wesentliche Voraussetzung, um in Deutschland einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Daher bietet das Berufskolleg Käthe-Kollwitz-Schule die genannten Sprachförderklassen an und nutzt das Projekt „Akzente“ für den speziellen phonetischen Unterricht.
Dieses Projekt bietet den Studentinnen und Studenten bzw. zukünftigen Kolleginnen und Kollegen mit der Fakultas Deutsch sowie den Lehr- und Forschungslogopäden eine gute Möglichkeit den Arbeitsplatz Berufskolleg und vor allen Dingen Schülerinnen und Schüler aus „aller Herren Ländern“ kennen zu lernen.